Schon in den Gründerjahren von Hellerau war man bestrebt, den Bewohnern der Gartenstadt die Vorzüge der lokalen Händler zu vermitteln. Es gehört zum Konzept der klassischen Gartenstadt, alles Lebensnotwendige vor Ort zu haben.
In diesen Zeiten der Corona-Krise entdecken wir den Vorzug einer "lokalen Grundversorgung" wieder neu.
Mit dem Tod von Lothar Dunsch, seinem Gründer und Chef, stirbt auch der Hellerau-Verlag. Der Chemie-Professor starb im Herbst letzten Jahres nach schwerer Krankheit. 1990 gründete er aus Interesse an der sächsischen Kulturgeschichte seinen eigenen Verlag, quasi als Hobby, und sah sich in einer Tradition mit den frühen Hellerauer Verlegern, wie Jacob Hegener.
Mit seiner Verlagsarbeit hat Lothar Dunsch maßgeblich zur Renaissance von Hellerau nach der Wende beigetragen. Viele Bücher über die Geschichte von Hellerau, die in rein kommerziellen Verlagen keine Chance gehabt hätten, sind von ihm veröffentlicht worden. Einige davon sind auf unserer Literaturseite zu finden.
Leider werden diese Bücher in Kürze im Buchhandel nicht mehr zu bekommen sein. Der Bürgerverein hat zumindest von allen ein Exemplar in seiner Vereinsbibliothek.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Sachsen die „am stärksten industrialisierte Region in Deutschland“, mit 60% der Beschäftigten in Industrie, Handwerk und Bergbau, 27% im Dienstleistungssektor und nur 13% in der Landwirtschaft (1). Umso schlimmer traf die Weltwirtschaftskrise Sachsens Industrie, da die Exportquote sehr hoch war (1927 z.B. 26-27%) und mit dem Ausbruch der Krise in Amerika der Überseeexport wegbrach(2). Besondere Einbrüche gab es im Baugewerbe, der Textilindustrie (und dort besonders im Heimgewerbe im Erzgebirge und Vogtland) und anderen für den Export herstellenden Industrien(3). Dies zog eine Welle von Arbeitslosen nach sich; waren 1928 89.000 registriert, so waren es 1932 703.000 (4). Hilfsprogramme und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wurden nur teilweise von der überforderten Landesregierung unternommen. Und eben in den Regionen mit starker Heimindustrie, wie eben das Erzgebirge und Vogtland, die sehr stark von der Krise und der Arbeitslosigkeit betroffen waren, konnte eine NSDAP von Anfang an Wähler und Gleichgesinnte finden(5). Ebenso ebneten zahlreiche sächsische Vereine und Verbände mit verbreitet antisemitischen Ansichten den Weg für den Erfolg der NSDAP (6). So wurde 1921 die erste NSDAP-Ortsgruppe in Zwickau, unter der Führung Fritz Tittmanns, gegründet (7).
Der literarische Beitrag zu runden Geburtstagen von Firmen, Vereinen oder auch Stadtteilen ist üblicherweise die Festschrift, mit geschichtlichem Abriss, Anekdoten und möglichst vielen Grußworten. Das war in Hellerau nicht anders.
HellerAu ist eine der ältesten Gartenstädte Deutschlands. Vom Fabrikanten Karl Schmidt mit damals bedeutenden Künstlern und Architekten geplant, wurde 1909 eine große Idee realisiert. Leben, Arbeit und Kultur sollten ein harmonischer Dreiklang sein. Das Experiment zog bedeutende Künstler aus ganz Europa an.
Unter diesem Titel hielt Prof. Michelis anlässlich der 100-Jahr Feier des Festspielhauses einen Lichtbildvortrag mit vielen Fotos aus der Zeit direkt nach der Wende. Um dem Vergessen vorzubeugen, möchten wir einige dieser interessanten Zeitdokumente hier veröffentlichen. Die Nummern in eckigen Klammern in der darauffolgenden Kommentierung verweisen auf das entsprechende Foto in der Galerie.
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