Hellerau ist - von den Anfängen und vom Planungsbeginn her - die früheste deutsche Gartenstadtgründung. Ausgangspunkt und Basis der Gründung waren die 1898 von dem Tischler und engagierten Unternehmer Karl Schmidt gegründeten Dresdener Werkstätten für Handwerkskunst, ...
die späteren Deutschen Werkstätten
- ein rasch prosperierendes Unternehmen der Möbelbranche. Den notwendig werdenden Fabrikneubau verband Schmidt - sozialreformerisch beeinflusst - mit dem Gedanken der Anlage einer Gartenstadt. Bereits 1900 forderte er unter Nennung des Namens Riemerschmid, im Rahmen einer Ausstellung „eine kleine Stadt oder eine kleine Villenkolonie“ aufzubauen. Seit 1904 sprach er mit Richard Riemerschmid, Friedrich Naumann und wohl auch Hermann Muthesius häufig über den Plan einer Siedlungsgründung (zunächst bei Kaditz). Ab Sommer 1906 entwickelte Riemerschmid den Gesamtbebauungsplan für Hellerau - die „Aue am Heller“ (Namensfindung Karl Schmidt). Es bestand ursprünglich die Absicht, Hellerau als „Architektur-, Kunstgewerbe- und Gartenausstellung“ einzurichten; zur Ausstellungseröffnung sollte ein von Gerhart Hauptmann verfasstes Festspiel aufgeführt werden (dazu kam es nicht).
Gründung der Hellerauer Gartenstadt-Gesellschaft und Baugenossenschaft
1908 wurden die Gartenstadt-Gesellschaft und die Baugenossenschaft gegründet, zugleich bildete sich eine Bau- und Kunstkommission. Im Frühjahr 1909 konnte schließlich - später als vorgesehen - der Grundstein für Hellerau gelegt werden. Die verschiedenen Handschriften der beteiligten Architekten, neben Riemerschmid waren dies vor allem Hermann Muthesius, Heinrich Tessenow und Kurt Frick, prägen bis heute das spannungsreiche Erscheinungsbild Helleraus. Die Gartenstadt wurde von Beginn an als Reformsiedlung verstanden. So konzipierte Richard Batka schon 1907 einen „Plan der musikalischen Organisation in der Gartenstadt Hellerau“; die Übersiedlung des Komponisten, Musikerziehers und Rhythmiklehrers Emile Jaques-Dalcroze nach Hellerau war kein Zufall, sondern langfristig angelegt. Den Bau der Bildungsanstalt förderte der Gartenstadtmitbegründer Wolf Dohrn, er beauftragte Heinrich Tessenow mit dem Entwurf. Künstler, Kunsthandwerker, Verleger und Schriftsteller fühlten sich von Hellerau und dem Ruf der Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze angezogen; zu den Schulfesten und Aufführungen strömten Gäste aus ganz Europa in die Gartenstadt. Hellerau wurde zu einem Zukunftsentwurf einer Einheit von Wohnen, Arbeiten und Kultur.
Das schmiedeeiserne Eingangstor (von Riemerschmid) am Wohnhaus Karl Schmidts erinnert bis jetzt an die Anfänge: Es bildete den Zugang zur Ausstellung „Heirat und Hausrat“ der Dresdener Werkstätten für Handwerkskunst 1903/04.
Sie sind herzlich eingeladen, Hellerau zu entdecken.