Ein Nachruf auf eine Hellerauerin, die in Kirgistan ein Kinderheim gründete
Karla-Maria Schälike wurde im März 1943 als erstes von 4 Kindern der Familie Fritzsche in Dresden geboren. Die Familie wohnte im Haus Solveig auf dem Moritzburger Weg 46, welches sie von dem Schriftsteller Hansgerhard Weiß erwarb. Mit ihren drei jüngeren Brüdern erlebte Karla eine glückliche Jugend in Hellerau. Die Kinder der Nachbarfamilien Sinkwitz und Herrmann waren ihre täglichen Spielkameraden. An die Hellerauer Reformschule zu jener Zeit, mit Lehrern wie Willy Steiger, Ernst Ulich oder Frau Harlfinger, gibt es nur gute Erinnerungen. Sie war das Maß für ihre spätere eigene Lehrtätigkeit.
Die Familie war geprägt von den Gedanken christlicher Gemeinschaft und reformpädagogischer Erziehung. Als es ihnen hierfür in der DDR zu eng wurde, verließ sie 1957/1958, wie schon vorher die in Freundschaft verbundene Familie Sinkwitz, Hellerau in Richtung Westen und fand in Neustadt an der Weinstraße ein neues Zuhause.
Großen Einfluss auf Karla-Marias weiteren Lebensweg hatte der Besuch der Waldorfschule in Pforzheim und das sich anschließende pädagogische Studium in Karlsruhe. Es folgten viele berufliche Stationen im In- und Ausland, bevor sie schließlich - zusammen mit ihrem Ehemann Igor Schälike, den sie in Moskau geheiratet hatte - an der Universität der kirgisischen Hauptstadt Bischkek eine Stelle fand.
Die Not von behinderten und benachteiligten Kindern der Region berührte Karla-Maria zutiefst. Anfänglich in privaten Räumlichkeiten, gründeten Karla-Maria und Igor 1989 das Kinderzentrum Ümüt-Nadjeschda (=Hoffnung). Dank ihres unermüdlichen Einsatzes und ihrer Fähigkeit, Menschen von ihrem Projekt zu begeistern wuchs das Kinderzentrum und die Zahl der Unterstützer kontinuierlich.
Das erste eigene Gebäude konnte 1992 bezogen werden. Es folgten eine Werkstatt und ein Büro, ein neues Schulgebäude, ein Feriendomizil, eine Werkstatt für Jugendliche und junge Erwachsene und ein Kindergarten. Möglich wurde dies durch Zuwendungen eines eigens gegründeten deutschen Fördervereins und einer Stiftung, sowie immer wieder durch Unterstützung der deutschen Botschaft.
Karla-Maria wurde vielfach für ihre soziale und pädagogische Arbeit ausgezeichnet, u.a. 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz.
Die vergangenen Jahre wohnte Karla-Maria Schälike mit ihrem Mann in Kassel. Dort starb sie am 25. August 2023 nach kurzer schwerer Krankheit. Beizeiten hatte sie die Leitung des Zentrums an ihre Tochter Inga-Hanna Schälike und Aisha Nogoibaeva übergeben, die ihr Lebenswerk nun weiterführen werden.
Lothar Fritzsche, der Bruder von Karla-Maria Schälike, leitet den Förderverein Ümüt-Nadjeschda e.V. . Von ihm stammen die Fotos und Details zum Lebenslauf seiner Schwester. Über Spenden würde sich der Verein sehr freuen. Sie gehen direkt an das Kinderzentrum in Kirgistan.