Als Richard Riemerschmid die Gartenstadt Hellerau entwarf, wollte er einen Ort mit hoher Lebensqualität und sozialer Wärme schaffen. Daher enthielt sein städtebauliches Konzept auch Plätze für nachbarschaftliche Begegnungen und Gespräche, Plätze wie es das alte Foto Am Grünen Zipfel zeigt.
Man erkennt eine Mauerecke, darin eine Eckbank und davor ein schattenspendender Baum, vielleicht eine Linde. Das Tor verschließt den Weg zu den hinteren Häusern. So wird dieser Platz von drei Seiten begrenzt und schafft eine gewisse Geborgenheit. Man kann sich vorstellen, wie damals dort Neuigkeiten aus dem Ort ausgetauscht wurden, während die Kinder davor auf der Straße spielten. In der Erinnerung alteingesessener Hellerauer war die Ecke ein beliebter Treffpunkt der Zipfelkinder als Startpunkt für Schnitzeljagden, Verstecken oder als Austragungsort für Kreiselwettbewerbe.
Mit den Jahren ist die Bank irgendwann morsch geworden, wurde nicht wieder ersetzt und auch die Linde verschwand aus dem Straßenbild. Letztlich wuchs dort ein großer Forsythien Busch, der im Frühling zwar schön blühte, aber keinen Platz mehr zum Verweilen bot.
Nun hat der Bürgerverein diese kleine Ecke nach altem Vorbild wieder erschaffen.
Der Eigentümer des Grundstückes, die Familie Bleschke, hat freundlicherweise seine Zustimmung für dieses Vorhaben gegeben und auch das Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden unterstützt ausdrücklich die Wiederherstellung des historischen Zustandes. Etliche Diskussionen, das Einholen von rechtlicher Beratung, Briefverkehr mit Behörden und Anwohnern sowie viele Stunden freiwilliger Handarbeit waren dann noch nötig, um die Idee zu verwirklichen. Dank dafür gebührt insbesondere Volkmar Springer und Harald Krauss, die nicht nur den Anstoß zu dem Vorhaben gaben, sondern auch den größten Teil der notwendigen Arbeiten leisteten.
Die Bank ist nicht weiß lackiert, sondern aus praktischen Erwägungen aus widerstandsfähigem Teak-Holz und der gepflanzte Baum keine Linde, sondern ein pflaumenblättriger Weißdorn, der schön blüht, langsam wächst und eine lichte Krone bildet. Die Kosten für den Baum hat dabei die „Umweltskat"-Gruppe durch viele mutige Kontras und Res eingespielt.
Am Samstag 23. November wurde der Platz nun im Beisein von allen Beteiligten mit einer kleinen Feier der Öffentlichkeit übergeben.
Der Bürgerverein hofft, dass dieser Ort wieder – wie ursprünglich gedacht – zum Verweilen einlädt und neue Begegnungen schafft, von Alt und Jung, Nachbarn und Besuchern.
Der Bürgerverein kann keinen Zugang zur Hellerauer Antennengemeinschaft vermitteln.
Dazu wenden Sie sich bitte direkt an den
Verein Antenne Hellerau
Heinrich-Tessenow-Weg 1
01109 Dresden
Tel.: 0351 / 880 5482
Fax: 0351 / 8905714
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Im Mai haben wir diesen Beitrag zum Gewerbegebiet am Augustusweg veröffentlicht. Nun hat Mitte Oktober der Stadtrat mit einer knappen Mehrheit beschlossen, das befristet gewerblich nutzbare Gelände dauerhaft zum Gewerbegebiet zu erklären. Damit geht wieder ein Stück Natur endgültig verloren, und das obwohl gerade ein neues Gewerbegebiet nahe der Autobahnanschlussstelle Flughafen geplant wird und der Airportpark zum größten Teil noch ungenutzt ist. Eine Verlagerung der Gewerbe in diese Gebiete scheint nicht wirklich in Betracht gezogen worden zu sein.
Das mit dieser Stadtratsentscheidung "250 Arbeitsplätze gerettet wurden", wie es die SZ am 19. Oktober schreibt, ist daher auch kaum nachvollziebar. Eher erscheint es so, dass die Natur keine ausreichende Lobby im Dresdner Stadtrat hat.
Am 7. Oktober hat der Verein Bürgerschaft Hellerau e.V. als erster Mieter seine Räumlichkeiten in der Waldschänke übernommen. Der Bürgerverein hat zwei kleine Räume im Obergeschoss angemietet. Einen davon wird er als Büro und Besprechungsraum nutzen, den anderen als Archiv und Lagerraum. Damit verfügt der Bürgerverein erstmals seit seiner Gründung über eigene Räumlichkeiten.
Inzwischen ist das Büro möbliert und es fand die erste Vorstandssitzung zusammen mit dem Beirat in den Räumen statt.
Auch das Archiv ist bereits mit Regalen bestückt, aber noch sind sie leer. Das soll sich am Samstag, 9. November ändern! Da wollen wir das Lager auf dem Dachboden des Gebäudeensembles DWH ausräumen und -was nicht entsorgt wird- ins Archiv übernehmen. Danach müssen wir nicht mehr die 4 Treppen zum Dachboden rauf und runter. Das Archiv ist im 1. Stock der Waldschänke und per Fahrstuhl erreichbar:-).
Für diesen Umzug werden dringend noch Helfer gesucht! Statt Jogging oder Fitnessstudio können Sie hier für einen guten Zweck Treppen steigen. Wenn Ihnen, wie einigen aus dem Vorstand, der Rücken schmerzt, dann können Sie evtl. Ihre Kinder motivieren. Auch umweltfreundliche Transporter, wie Bollerwagen oder Fahrradanhänger sind willkommen!
Treffpunkt am 9. November um 10 Uhr ist der Innenhof des Gebäudeensembles DWH. Wenn genügend Helfer kommen, werden wir gegen 13 Uhr bereit für einen kleinen Imbiss sein. Eine kurze Nachricht "Ja, ich bin dabei" o.ä. per Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! an den Bürgerverein wäre hilfreich für die Planung.
Der interfraktionelle Antrag A0706/13 Sicherung des Gewerbestandorts am Augustusweg unter Beachtung naturschutzfachlicher Aspekte wird zurzeit in den verschiedenen Ausschüssen des Stadtrates beraten. Es handelt sich um das kleine Gewerbegebiet südöstlich des BAB Anschlusses Dresden Hellerau ( Karte )
Der Antrag der CDU/FDP sieht vor, das betroffene Gebiet, für welches in den frühen 1990er Jahren ganz bewusst vom damaligen neuen Stadtrat eine befristete Genehmigung zur gewerblichen Nutzung erteilt wurde, dauerhaft zu einem Gewerbegebiet zu erklären. Dazu müsste der B-Plan 154 von 1996, nach dem das Gebiet wieder zur Grünfläche werden würde, geändert werden und Teile aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgelöst werden. Mit Rücksicht auf die Bedeutung dieser Nahtstelle zwischen dem Heller und der Jungen Heide wurde diese Option bereits 2007 bei der mit großer Mehrheit im Stadtrat beschlossenen Neufassung der Satzung LSG Dresdner Heide bewusst verworfen.
Die Argumente der Antragsteller, dass dieser Standort alternativlos sei und damit 200 Arbeitsplätze gefährdet seien, sind kaum nachvollziehbar. In geringer Entfernung gibt es ausreichend erschlossene, freie Gewerbegebiete. Die befristete gewerbliche Nutzung war den ansässigen Firmen seit 20 Jahren bekannt und in Anbetracht der geringen bis nicht vorhandenen baulichen Investitionen auf dem Gelände, das Ende offensichtlich auch erwartet worden. Bei einer Verlagerung von Arbeitsplätzen würde eventuell ein Teil für die Stadt Dresden verloren gehen, aber dann der Region zugutekommen.
Die Natur lässt sich aber nicht verlagern und braucht gerade an dieser letzten Verbindungsstelle zwischen dem Heller und der Jungen Heide wieder eine Zukunft. Das Gebiet muss zudem als Grünfläche in ein Gesamtkonzept der abschließenden Renaturierung der Bergbaugrube einbezogen werden.
Der Bürgerverein hat daher an alle Stadtratsfraktionen appelliert, den Antrag nicht zu unterstützen.
Anlässlich des Festivals Offene Gärten (Festiwal Otwarte Ogrody) war vom 1. bis 3. Juni eine kleine Delegation aus Hellerau zu Gast in Podkowa Leśna. Das von der Gemeinde organisierte Kunst- und Kultur-Wochenende fand schon zum 8. Mal statt und ist einer der Höhepunkte im Veranstaltungskalender unserer polnischen Partner-Gartenstadt in der Nähe von Warschau. Die Einladung ging vom kommunalen Kulturzentrum und von der Gesellschaft der Freunde von Podkowa Leśna aus und wurde von der Stiftung Deutsch-Polnische Zusammenarbeit sowie von den Deutschen Werkstätten Hellerau, der Grundbesitz Hellerau GmbH und dem Verein Bürgerschaft Hellerau e.V. finanziell unterstützt. Ziel war es, den Austausch zwischen den beiden Gartenstädten zu befördern und Ideen für zukünftige Kooperationen im Bereich Kultur und Bürgerschaftliches Engagement zu entwickeln.
Unsere kleine Besuchergruppe, bestehend aus Andreas von Löwis und Gunther Wölfle (Arbeitsgruppe „Netzwerk Europäische Gartenstadt“) sowie Colin Ardley (Künstler und Ausstellungskurator in Hellerau), wollte aber nicht nur einen Bilder-Vortrag zur Geschichte und Gegenwart von Hellerau halten. Zusammen mit Wolfgang Gröger hatten wir schon Monate zuvor damit begonnen, für diesen Anlass zwei Ausstellungen vorzubereiten. Diese hatten wir rechtzeitig auf den Weg gebracht, um sie beim Auftakt des Festivals am Freitagabend im Kulturhaus von Podkowa Leśna (das ehemalige Kasyno) feierlich eröffnen zu können. Im Vortragssaal, wo wir vor ca. 80 Zuhörern unseren Vortrag hielten, wurde die Ausstellung Hellerau – Die Idee vom Gesamtkunstwerk des Deutschen Werkbunds Sachsen präsentiert. Im Obergeschoss wurde erstmals eine neu konzipierte Fotoausstellung mit Bildern des Dresdner Fotografen Lothar Sprenger gezeigt, Hellerau – eine ZeitAufnahme der letzten 20 Jahre.
Unser Vortrag und die Ausstellungen sorgten für rege Diskussionen und viele Gespräche. Das Hauptinteresse unserer polnischen Freunde galt den vielfältigen Kulturangeboten und gesellschaftlichen Events in Hellerau, außerdem Fragen des Denkmalschutzes und des Umgangs mit der gartenstädtischen und lebensreformerischen Tradition. Der Austausch setzte sich bis in den späten Abend beim gemeinsamen Abendessen mit der Bürgermeisterin und Mitarbeitern des Kulturzentrums fort. An der Festtafel herrschte ein Sprachenmischmasch aus Polnisch, Englisch, Russisch und Deutsch.
Samstag und Sonntag hatten wir Gelegenheit, viele der insgesamt ca. 50 Veranstaltungen in den Privatgärten zu besuchen. Dabei wurden wir von Marta, unserer persönlichen Dolmetscherin und Chauffeurin begleitet, die freundlich - aber bestimmt - auf die Einhaltung unseres straffen Zeitplans achtete: Wir besuchten Künstler-Ateliers, schauten uns unter Bäumen und zwischen Blumenbeeten Foto-, Gemälde- und Skulpturen-Ausstellungen an, kamen in den Genuss von Klassik-, Blues- und Schlagerkonzerten und beteiligten uns an afrikanischen Volkstänzen. Magda und weitere Dolmetscherinnen mussten Literatur-Lesungen und ein ganzes Theaterstück für uns dolmetschen.
Dabei muss man wissen, dass die Programmgestaltung allein den Bewohnern und Grundstückseigentümern obliegt, das Kulturzentrum als Organisator macht keinerlei inhaltliche Vorgaben. Entsprechend abwechslungsreich und teilweise exotisch waren dann auch manche Programmpunkte. Beispielsweise kamen die Besucher auch in den Genuss von praktischen Demonstrationen der chinesischen Ernährungslehre. … Überhaupt spielt Esskultur bei den Offenen Gärten eine große Rolle: Überall warteten Kanapees und andere Leckereien auf die Besucher.
Höhepunkt war am Samstagabend die Freilicht-Aufführung des Theaterstücks Babie Lato von Jerzy Kowalski, an der über 30 Bewohner von Podkowa Leśna mitwirkten. Das Besondere daran war, dass sich die historischen Ereignisse, die das Stück zum Thema hatte, tatsächlich 1944 in Podkowa Leśna und zwar in genau jenem Garten zutrugen: Hier war eine Gruppe jüdischer Kinder auf ihrer Flucht aus dem zerstörten Warschau versteckt worden.
Der Sonntag stand dagegen ganz im Zeichen des Kinderfestes, das im Kulturzentrum und im angrenzenden Stadtpark stattfand. Hauptattraktion dort waren traditionelle ungarische Hirtentänze, bei denen Groß und Klein mitmachen konnten und auch die Gäste aus Hellerau am Ende von drei eindrucksvollen und anstrengenden Tagen noch mal ihr Bestes gaben.
Fazit
Die Gastfreundschaft, die vielen interessanten Begegnungen und das große Interesse an Hellerau, das in den vielen Gesprächen zum Ausdruck kam, waren überwältigend. Wir wurden wie Staatsgäste behandelt, wurden exklusiv im Museum Jarosław Iwaszkiewicz und in der städtischen Bibliothek empfangen, bekamen Einladungen in manches Privathaus und jeden Abend wurden wir von einem anderen Gastgeber bewirtet.
Dabei wurde uns bewusst, dass es bei allen Unterschieden zwischen Hellerau und unserer Partner-Gartenstadt auch Parallelen gibt: Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs (und auch zur Zeit des Kommunismus) war Podkowa Leśna ein Zentrum des polnischen Kultur- und Geisteslebens: Viele Schriftsteller, Musiker, Bildende Künstler und Gelehrte lebten oder verkehrten in der Gartenstadt. Ähnlich wie in Hellerau spielt in Podkowa Leśna diese Tradition heute noch eine große Rolle im Bewusstsein seiner Bewohner und prägt das Öffentliche Leben. In der Besinnung auf Kultur und Bildung, Gestaltungsqualität im öffentlichen Raum, nachbarschaftliches Miteinander und Leben im Einklang mit der Natur sehen viele Bewohner eine Quelle für mehr Lebensqualität. Barbara Potkańska vom Centrum Kultury sieht Gemeinden wie Podkowa Leśna nicht umsonst als einen Teil der Slow-City-Bewegung: Als Gegenpol zur Schnelllebigkeit unseres Alltags und der zunehmenden Anonymisierung und Ökonomisierung unserer Gemeinwesen.
Die Offenen Gärten leisten hierzu einen wichtigen Beitrag. Den Veranstaltern und Besuchern ist gemein, dass sie Kunst und Kultur, Musik, Begegnungen und gute Gespräche schätzen und ihr Zusammenleben dadurch bereichern wollen. In der weitläufigen Gartenstadt, wo sich Nachbarn vielleicht nicht ohne Weiteres auf der Straße begegnen, haben die Offenen Gärten daher eine nicht zu unterschätzende soziale Funktion.
Die schiere Fülle des Programms und die Originalität der Programmpunkte waren beeindruckend, die damit verbundene organisatorische Leistung verdient großen Respekt. Dies ist auch sicherlich nur möglich, weil ein kleiner Stab hauptamtlicher Mitarbeiter im Zentrum für Kultur und Bürgerinitiative (so die vollständige Bezeichnung) für die Offenen Gärten zuständig ist. Das Ganze funktioniert nicht zuletzt deshalb so wunderbar, weil die großen und stimmungvollen Gärten mit dem alten Baumbestand und der teilweise villenartigen Bebauung den passenden atmosphärischen Hintergrund liefern und selbst für einheimische Besucher immer wieder Überraschungen bereithalten.
Wir sind unseren Gastgebern sehr dankbar für diese Erfahrung und freuen uns darauf, möglichst viele von ihnen bald in Hellerau zu begrüßen und vielleicht auch bald einmal ein gemeinsames Projekt anzugehen.
Wer jetzt vielleicht neugierig geworden ist, Podkowa Leśna für sich selbst einmal zu erkunden, der sollte sich vielleicht jetzt schon das erste Juni-Wochenende im kommenden Jahr vormerken. Es gibt kaum eine bessere Gelegenheit als die Offenen Gärten, um unsere Partner-Gartenstadt mit ihren kunst- und kulturbegeisterten Bewohnern kennenzulernen.
Gunther Wölfle
Fotos: Colin Ardley, Gunther Wölfle, Tomasz Potkański
Viel mehr Fotos sind auf der Webseite des Kulturzentrums zum Festival zu finden
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